Der weltweite Kampf gegen die Corona-Pandemie prägt auch das gesellschaftliche Leben in unserer Stadt. Oberbürgermeister Marco Müller legt einige wesentliche Fakten dar, das Gespräch ist vom 18. März, es kann also schon wieder neue Erkenntnisse geben.
Herr Oberbürgermeister, wie erleben Sie die Situation?
Wie die meisten von uns konnte auch ich mir vor einigen Wochen nicht vorstellen, welche Ausmaße die Ausbreitung des Corona-Virus annehmen wird. Dieser Fall dürfte zumindest in der Nachkriegszeit einzigartig sein.
Meine vorrangige Aufgabe ist jetzt, kühlen Kopf zu bewahren und in dieser besonderen Situation die kommunalen Leistungen der Daseinsvorsorge wie Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung für die Riesaer weiter stabil zu gewährleisten. Außerdem liegt der Fokus auf der zuverlässigen Lebensmittelversorgung, der Betreuung der Kinder, aber auch auf Themen wie Müll- und Abwasserentsorgung.
Darüber hinaus besteht ein permanenter Informationsaustausch mit dem Elblandkliniken, um hier die sichere medizinische Versorgung erforderlichenfalls mit unseren Möglichkeiten zu unterstützen.
Wie hat die Verwaltung reagiert?
Wir haben schon in der vorigen Woche einen Krisenstab gebildet, in dem die Führungsspitze der Stadtverwaltung mehrmals in der Woche sowie mit Landratsamt, Polizei und Klinikleitung regelmäßig über die aktuelle Lage berät. Erforderliche Maßnahmen setzen wir gemeinsam um.
Wie sieht das praktisch aus?
Als die Schließung der Schulen und Kindertagesstätten absehbar war, haben wir sofort die Leiter der Einrichtungen kontaktiert. Am Montag gab es eine gemeinsame Beratung im Rathaus, wie wir die Betreuung der Kinder von Mitarbeitern des Gesundheitswesens, der Polizei, Feuerwehr u.a. sicherstellen. Über die Lösung haben wir gemeinsam die Eltern informiert.
Die Zusammenarbeit mit Schulleitungen und freien Trägern läuft sehr konstruktiv ab. Meine Hochachtung gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Situation meistern. Mein Dank gilt insbesondere auch allen Betroffenen, die mithilfe von Familie und Freunden Lösungen finden.
Welche Nachrichten gibt es aus der Riesaer Wirtschaft?
Die Wirtschaft wird große Probleme bekommen, das ist allen klar. Ich bin froh, dass die Politik diesmal offenbar schnell und aktiv handelt, um die schlimmsten Auswirkungen abzumildern, sowohl für große Unternehmen, aber auch für Handwerk und Dienstleister, für Mittelstand und Kleinunternehmer.
Ich werde weiterhin aktiv dafür eintreten, dass für Arbeitnehmer und Gewerbetreibende existenzsichernde Lösungen gefunden werden. Das erwarte ich von einem Land wie der Bundesrepublik Deutschland.
Was haben Sie außerdem erlebt?
Es gibt wegen der schulfreien Zeit leider verschiedentlich Treffen von Dutzenden Jugendlichen in der Stadt und auf den Elbwiesen. Ich habe selbst mit einigen gesprochen und sie darauf hingewiesen, dass sie durch großen Menschenansammlungen und enge Kontakte sich selbst, aber auch andere in Gefahr bringen. Das Verständnis war vorhanden, ich appelliere an alle, dass es auch so bleibt.
Was erhoffen Sie sich von den Riesaerinnen und Riesaern?
Dass sie genauso besonnen und realistisch bleiben wie bisher, die Hygieneregeln strikt einhalten und den Medizinexperten vertrauen. Es ist eine absolute Ausnahmesituation, die unserer gesamten Gemeinschaft in den kommenden Wochen viel abverlangen wird.
Wir alle sind aufgerufen, zwar möglichst wenig direkten Kontakt zu üben, aber jetzt erst recht Solidarität mit unseren Mitmenschen, mit Älteren und Bedürftigen, zu zeigen. Das ist das Gebot der Stunde.