Die deutsche Wiedervereinigung wurde nur möglich, weil sich überall in der DDR der Drang nach Freiheit und der Wunsch nach Demokratie Bahn brachen. Riesa spielte dabei schon weit vor dem Fall der Mauer eine wichtige Rolle. Am 10. Juli 1976 richteten 33 Riesaer Einwohner eine Petition an die UNO, die Vertreter der Teilnehmerstaaten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, an nationale Körperschaften für Menschenrechte und an die Weltöffentlichkeit.
Darin forderten sie die Durchsetzung des Rechtes auf freie Wahl des Wohn- und Arbeitsortes. Initiatoren waren Dr. Karl-Heinz Nitschke und seine Frau Dagmar. Insgesamt 79 Personen aus Riesa, Strehla, Niederau, Pulsen und Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) unterzeichneten bis August 1976 die Petition.
Dr. Nitschke war 1964 beim Versuch des illegalen Grenzübertritts verhaftet und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. In den 1970er Jahren stellte das Ehepaar insgesamt 13 Anträge auf Ausreise aus der DDR. Die Staatsmacht reagierte repressiv: Dr. Nitschke wurde ohne Gerichtsverfahren ein Jahr lang inhaftiert und dann in die Bundesrepublik abgeschoben. Weitere inhaftierte Unterzeichner wurden später durch die BRD freigekauft.
An die Initiatoren der „Riesaer Petition“ soll dauerhaft erinnert werden. Im Rahmen der Feierlichkeiten „25 Jahre Deutsche Einheit“ wird am Sonnabend, 3. Oktober, 11 Uhr am Haus Schweriner Straße 20 eine Tafel zum Gedenken an Dr. Karl-Heinz Nitschke und die Riesaer Petitionäre enthüllt. Als Redner konnte Karl Hafen, Geschäftsführer der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, gewonnen werden.