Auf dem Bau gibt es immer Unwägbarkeiten, ob Eigenheim oder Großbaustelle: Absprachefehler, technische Probleme oder kurzfristig fehlende Leute. In aller Regel werden Probleme rasch gelöst, es sei denn, man baut einen Hauptstadt-Flughafen.
Bei der Oberschule „Am Merzdorfer Park“ sind Berliner Verhältnisse nicht zu befürchten. „Der Termin Sommerferien 2021 für den Einzug der Schüler und Lehrer steht fest“, sind sich Denny Wolf von IPRO Consult, der die Baustelle betreut, und Steffen Uschner vom Bauamt der Stadtverwaltung sicher.
Die Terminsicherheit kann nur garantiert werden, wenn die Arbeiten weiterhin so gut aufeinander abgestimmt funktionieren wie bisher. Selbst coronabedingte Probleme wurden zügig gelöst, das ausgeklügelte System greift. Einige ausländische Arbeiter kamen nicht mehr über die Grenze, Lieferungen verzögerten sich. Aber alles sei wieder beherrschbar, so der Bauüberwacher. Derzeit wird natürlich verstärkt desinfiziert, vor allem auf den Toiletten.
Riesas aktuell größtes Bauprojekt setzt sich aus der Sanierung eines Teiles der alten Schule inklusive neuer Nutzung einstiger Bereiche, dem Neubau eines zweiten Gebäudes an Stelle eines abgerissenen Traktes sowie dem Bau der neuen Sporthalle zusammen. „Wir arbeiten uns im Haus 1 rundum durch“, erklärt Denny Wolf. Im 1965 errichteten, mittlerweile total entkernten Hauptgebäude wurden auch die Fußbodenbeläge entfernt. In der oberen Etage wird neuer Gussasphalt aufgebracht. Moderne Fenster und Türen sind bereits eingebaut, derzeit sind Trockenbauer und Maler intensiv zugange. Die Treppengeländer mussten gemäß neuer Vorschriften erhöht werden.
Die Fassade wird energetisch saniert, dafür bekommt die Stadt Riesa Fördermittel aus dem Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE). Dazu gehören ein modernes Wärmedämmverbundsystem und Photovoltaik auf dem Dach. „Wir denken, dass noch im Juni das Gerüst fällt“, so Wolf. Die einstige Turnhalle wird zur neuen Mensa. Durch neue, große Fenster erhellt, kann sie auch für Veranstaltungen genutzt werden und bekommt als einziger Raum im Haus einen Parkettfußboden.
Der rechte Flügel des einst sehr verwinkelten Schulhauses ist komplett verschwunden. „Das alte Gebäude passte weder von der Raumstruktur noch vom baulichen Zustand“, sagt Steffen Uschner. „Wir haben es durchgerechnet, ein Neubau ist definitiv besser.“ Also wuchs Haus 2 in die Höhe, in dem die Fachkabinette eingerichtet werden. Der Fahrstuhlschacht für den barrierefreien Zugang zur Schule ist schon im Rohbau erkennbar.
Ein Verbindungsgang führt vom Haus 2 in die neue Zweifeld-Sporthalle. Sie soll bis Ende Juni „dicht“ werden, dann startet der Innenausbau. An die Seite kommt eine Galerie, von der man durch die Scheiben aufs Geschehen im Innern blicken kann. Die neuen Außensportanlagen werden die letzte Etappe des Bauvorhabens bilden. Das Geothermiefeld wird man unter der Laufbahn und dem Spielfeld dann nicht mehr sehen – aber es wird die Sporthalle klimaneutral mit Energie aus Erdwärme versorgen – auch dafür gibt es EFRE-Fördermittel.
Nur die Vogelwelt muss sich bis zur Eröffnung der Schule neu orientieren. Im Hauptgebäude nistet tatsächlich ein Rotschwanz-Pärchen und lässt sich weder von Lärm und Staub noch von arbeitenden Menschen beeindrucken. Im nächsten Jahr ist das lauschige Plätzchen leider nicht mehr frei.