Das Jahr ist erst einige Wochen alt – und Corona das beherrschende Thema. Das gilt auch für die Stadtverwaltung. Im Gespräch betont Oberbürgermeister Marco Müller, dass sich der Blick dennoch auf viele Vorhaben richtet, die 2021 geplant oder schon in der Umsetzung sind.
Herr Müller, aktuell dreht sich vieles um die Pandemie. Wie sehen Sie die Situation?
M. Müller: Die meisten werden mir zustimmen: Es schlägt aufs Gemüt! Aber es gibt leider keine andere Chance, als im Lockdown durchzuhalten und zu hoffen, dass das Impfen endlich systematisch in Gang kommt. Was ich aus dem Impfzentrum in der SACHSENarena höre, ist derzeit unbefriedigend!
Die Entscheidungen treffen Bund und Land. Was kann ein Stadtoberhaupt tun?
Ich lasse keine Gelegenheit aus, auch mit Bürgermeisterkollegen bei der Staatsregierung Unterstützung für Betroffene zu fordern. So wollte ich bei Ministerpräsident und Wirtschaftsminister die Zustimmung für „Click & collect“, den Abholservice für Geschäfte erreichen, was nur in Sachsen nicht gestattet ist. Bisher gab es aber noch keine Einigung.
Wie arbeitet die Verwaltung unter diesen Umständen?
Alle notwendigen Bürgeranliegen werden bearbeitet, doch es müssen Termine vereinbart werden. Außerdem stehen wir zum Beispiel ständig im Kontakt mit den Trägern der Kindertagesstätten. Aktuell stimmen wir uns dazu ab, die Elternbeiträge für Januar und Februar komplett zu erlassen. Das ist einfacher, als halbe Monate zu berechnen. Diese Regelung kommt allen Eltern zugute, deren Kinder nicht in der Notbetreuung sind. Gerade Menschen in Kurzarbeit können wir damit entlasten. Die konkrete Umsetzung nehmen die Träger vor.
Viele Eltern kämpfen heftig mit dem Heimunterricht für ihre Kinder.
Wir sind als Stadt verantwortlich für die Schulhäuser und haben unsere Hausaufgaben gemacht, weil uns die Bildung unserer Kinder sehr wichtig ist. Gemeinsam mit Stadtwerken und Wohnungsgesellschaf haben wir lange vor der Pandemie Voraussetzungen geschaffen, damit Bildung online stattfinden kann und auch die Bildungszukunft digitaler wird. Zuletzt wurden das Städtische und das Heisenberg-Gymnasium ans Breitbandnetz angeschlossen. Auch die Ausstattung mit Hardware wie Tablets wurde Erhebliches geleistet.
Der Blick richtet sich jedoch über die Pandemie hinaus. Was hat Riesa 2021 vor?
Ich halte es für ganz wichtig, dass wir trotz der schwierigen Situation die städtische Entwicklung vorantreiben und Riesa weiter gestalten. Deshalb wird das Bild unserer Stadt auch 2021 verschönert, die Infrastruktur verbessert, das Umfeld für Arbeit, Lernen und Wohnen attraktiver.
Ich freue mich sehr auf die Einweihung der Oberschule „Am Merzdorfer Park“ im Sommer. Das wird eine ganz tolle Schule. Daran schließen sich direkt die restlichen Sanierungsarbeiten an der Schule Alleestraße an, zeitgleich mit der neuen Verkehrslösung zur höheren Sicherheit unserer Kinder. In der 1. Grundschule sind wir soweit fertig, dort wird auf dem Areal der früheren Marktmeisterei noch der neue Hortspielplatz gebaut.
Wie sieht es in Gröba und Merzdorf aus?
Neben den erwähnten Schulen sind in unserem EFRE-Projekt der Bürgergarten und das so genannte Seniorendreieck fertiggestellt. Inzwischen konnten wir die ersten Ausschreibungen für den Generationenpark in die Wege leiten. Auch dort geht es also los.
Eine attraktive Innenstadt ist Hauptanliegen vieler Riesaer…
Es ist auch für mich ein ganz wichtiger Punkt. Dort werden wir über das Programm „aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ mit fast fünf Millionen Euro viele Impulse setzen. Ich sehe es in direktem Zusammenhang mit der Belebung des Muskatorgeländes, das zur Visitenkarte der Stadt werden soll. Lösungen sind nur in größeren Zeiträumen möglich, aber mit dem Innenstadtmanagement und Vorbereitungen für den neuen Abschnitt des Elberadweges unternehmen wir erste Schritte.
Zur Innenstadt gehört auch der Jugendladen am Puschkinplatz. Die jetzige Zeit nutzen wir für Trockenbau und Elektroarbeiten, für die Profis benötigt werden. Aber die Jugendlichen stehen bereit, um sofort wieder mitzumachen, wenn es möglich ist. Über Outlaw werden die Verbindungen untereinander auch im Lockdown sehr gut gehalten.
Worauf dürfen sich die Riesaerinnen und Riesaer noch freuen?
Die Wiedereröffnung des Hallenschwimmbades wird von den Sportlern und allen Wasserratten der Region herbeigesehnt. Rund fünf Millionen Euro haben unsere Stadtwerke in die umfassende technische Erneuerung und neue Umkleiden investiert.
Das Engagement der städtischen Gesellschaften, auch der WGR und der FVG, ist existenziell für ein attraktives Riesa, denn die Stadt kann gerade in angespannter Finanzlage nicht alles selbst stemmen. Große Wünsche hat jeder von uns, aber es muss immer realistisch und machbar sein.
Was spüren sie im sozialen Leben der Stadt, in den Vereinen?
Natürlich sind alle gerade unheimlich genervt. Zugleich habe ich echte Hochachtung vor allen Akteuren, die sich für Kinder und Jugendliche und für alle Mitmenschen einsetzen und das Bestmögliche daraus machen. Uns alle eint die Hoffnung, dass wir bald schrittweise wieder Normalität erleben – mit Sport, mit Musik, mit vielen Aktivitäten in der Gemeinschaft. Der Zusammenhalt in Riesa ist jedenfalls unverändert groß!
Gespräch: U. Päsler