Traditionell wird in Riesa anlässlich des Gedenktages für die Opfer von Nationalsozialismus und Holocaust am 27. Januar eine Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet, die verschiedene Aspekte der NS-Diktatur thematisiert. In der Bandbreite zeigt sich immer wieder, wie das Regime in alle Lebensbereiche hineinwirkte.
Im Vorjahr war überhaupt keine Ausstellung möglich, diesmal ist „nur“ eine Verschiebung nötig. Die Ausstellung „Jugend im Gleichschritt!? – Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ ist vom 7. April bis 29. Mai geplant. Auch für die begleitenden Veranstaltungen wurden neue Termine gefunden.
Direkt am 27. Januar 2022 erinnert die Stadt Riesa gemeinsam mit der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain mit verschiedenen Aktionen an die Menschen, die hier Opfer von Verfolgung und Terror wurden.
Ausgangspunkt ist 10 Uhr eine Gedenkzeremonie an der Geschwister-Scholl-Straße. 10.30 Uhr wird zeitgleich an vier Orten außerhalb des Stadtzentrums an Pfarrer Rudolf Stempel (an der Kirche Gröba), an Oswald Bleier (Am Dorfgarten in Merzdorf) und an Armin Walther (in der Weststraße in Gröba) sowie an die Haft- und Folterstätte im einstigen Volkshaus (R.-Breitscheid-Straße) erinnert.
In der Stegerstraße wohnte SPD-Stadtrat und Gewerkschafter Friedrich Turra, der 1941 vom Volksgerichtshof des „Hochverrats“ angeklagt wurde. An seinem einstigen Wohnort beginnt um 18 Uhr der Weg der Erinnerung. Er führt über das Arno-Wolf-Eck an der Goethestraße zum ehemaligen Wohn- und Kaufhaus der Familie Lenczynski an der Hauptstraße.
Weiter geht es zum Rathaus und in die Großenhainer Straße, wo der Standhaftigkeit und Zivilcourage des Oberbürgermeisters Dr. Scheider sowie des Lehrers und Kulturschaffenden Iwan Schönebaum gedacht werden wird. 19.30 Uhr bildet dann eine Kranzniederlegung mit Oberbürgermeister Marco Müller am Denkmal am Poppitzer Platz den Abschluss.
Als Teil der bundesweiten Aktion „LichterGegenDunkelheit“ wird das Haus am Poppitzer Platz am 27. und 28. Januar jeweils von 18 bis 22 Uhr mit besonderer Beleuchtung erstrahlen. Eine mehrfarbige Lichtinstallation projiziert die Namen von NS-Opfern, die in Riesa zu Tode kamen, auf die Fassade.
Zu ihnen gehörten Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter sowie deren Kinder, die in verschiedenen Riesaer Betrieben Zwangsarbeit leisteten und bei Betriebsunfällen und durch völlig unzureichende medizinische Versorgung starben. Eine weitere Gruppe waren Häftlinge des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, die im Mai 1945 an den Folgen ihrer Evakuierung in das KZ Theresienstadt in Riesa umkamen. Die Lichtinstallation holt ihr Andenken in die Öffentlichkeit. Zu jedem Namen gehört ein Gesicht, eine Person, eine Geschichte – ein Leben.