Auf vielen Dörfern ist es stiller geworden: die Dienstleister sind in die Stadt gewandert. Zum Physiotherapie-Termin, zum Rezept-Abholen oder zum Haareschneiden fährt jeder für sich. Doch wie wäre es mit einer Art Service-Stützpunkt im Ort? Wo all jene sich z.B. wöchentlich einfinden, zu denen ansonsten jeder Einzelne so manche Fahrstrecke zurücklegt? Wo gemeinsam genutzte Räume zum Gewinn für alle werden – für die Dorfbewohner, für die Anbieter und nicht zuletzt auch für die Umwelt.
Vorschläge wie diese kamen Ende vergangener Woche im Sportlerheim in Canitz zur Sprache. Eingeladen waren die Bewohner von Riesas ländlichen Ortsteilen zur „Zukunftswerkstatt Kommune“. In moderierten Runden diskutierten Einwohner aus Canitz, Pochra, Oelsitz, Jahnishausen und Mautitz Fragen des Wohnens im Alter auf dem Lande, sprachen über bestehende und wünschenswerte Nachbarschaftshilfe, verbesserungswürdiges Internet, Busabfahrzeiten, Mitfahrgelegenheiten und nicht zuletzt den Wunsch, in den Zeiten nach Corona wieder stärker zusammenzurücken, gemeinsam etwas für ihren Ort auf die Beine zu stellen. Dass die Canitzer mit ihrem ungemein rührigen Sportverein Gastgeber für alle anderen aus „Riesa-Land“ waren, war natürlich kein Zufall.
Als größtes Hindernis für das Umsetzen neuer Ideen wurden oft fehlende Finanzen ausgemacht, aber auch abschreckende Auflagen und gefühlte Überregulierungen. Würde ein Art Fördertopf-Manager oder -Wegweiser Finanzlücken schließen können? Ist es möglich, an einem Runden Tisch unter Einbeziehung vieler Beteiligter Bedarf und Möglichkeiten des Nahverkehrs neu auszuloten? Könnten Wege-Instandsetzungen vor Ort auch aus eigener Kraft gestemmt werden?
Unüberhörbar war in Canitz einerseits der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit für die ländlichen Ortsteile, andererseits das Bedürfnis nach möglichst autonomer Entscheidung über die Gelder für den eigenen Ortsteil. Noch mehr als auf Geld aber wird es nach dieser Runde nun darauf ankommen, an denkbaren Lösungen für Zukunftsfähiges dranzubleiben, Kräfte zu bündeln und über Wege und Möglichkeiten statt über Hindernisse konstruktiv zu streiten. Eine dritte Zukunftswerkstatt gemeinsam mit Trägern und Institutionen, die dabei „ins Boot“ geholt werden müssen, könnte dazu in absehbarer Zeit Wege ebnen.