Besser kann man einen 30. Geburtstag nicht feiern: Anfang 1992 begannen die Elbe Stahlwerke Feralpi mit der Produktion, drei Jahrzehnte später schauen sie zwar auch auf diese Zeit zurück. Vor allem jedoch zeigen sie mit dem Baustart für ein neues Warmwalzwerk, dass sie sich noch lange nicht am Ende der Entwicklung in Riesa sehen.
„Als wir damals hier begannen, fehlte es uns nicht an Visionen, Willenskraft und Mut - Unsere Erwartungen wurden nicht erfüllt, sie wurden weit übertroffen“; sagte Giuseppe Pasini, Präsident von FERALPI STAHL. Mit dieser Zuversicht nimmt das Unternehmen bis 2026 auch Investitionen für insgesamt 180 Mio. Euro in Angriff, ein Großteil davon für das neue Walzwerk. Schon Ende 2024 sollen hier die ersten Coils produziert werden. „Das ist sportlich, aber einfach kann ja jeder“, so Werksdirektor Uwe Reinecke.
Dabei entsteht nicht einfach nur ein Werk, sondern das modernste seiner Art in Deutschland: „Höchste Qualität und Flexibilität und vor allem völlig frei von CO2-Emissionen“, verspricht Giacomo Mareschi Danieli, dessen Unternehmen Danieli Automation weltweit führende Technologien für die Branche entwickelt. Mehr als 100 neue Arbeitsplätze werden im neuen Werk entstehen, das zwischen dem Stahlwerk und den einstigen Arbonia-Gebäuden errichtet wird.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer war offenkundig in Stimmung, sich angesichts der Gefahr fehlender Öl- und Gaslieferungen für die Schwerindustrie in die Bresche zu werfen: „Die Leute leben ja nicht vom Haareschneiden, wir brauchen eine starke Industrie“, legte er los und verwies darauf, „dass wir keine wesentliche Energie einsparen, wenn Minister Habeck nur noch fünf Minuten duscht.“ Folglich seien die Großbetriebe bedroht, weil nur dort echte Spareffekte erzielt werden können. Die wasserstoffbasierte Energienutzung für das Industriedreieck Riesa-Zeithain-Gröditz will Kretschmer unbedingt vorantreiben. „Wir werden auch die dafür nötige 40-km-Pipeline von Mühlberg her errichten, aber für dieses Projekt eben einige Jahre brauchen.“
Mit dem neuen Walzwerk sowie Investitionen in die Schrottaufbereitung und ein neues Umspannwerk will Feralpi den Weg hin zur „grünen Stahlproduktion“ fortsetzen. Das Engagement besitzt zudem enorme Bedeutung für Riesa. Dazu gehört nicht nur die wirtschaftliche Seite, sondern auch die Unterstützung des Stahlherstellers für Sport, Kultur, die Feuerwehr, den Umweltschutz und besonders die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Oberbürgermeister Marco Müller sagte: „Die Riesaer identifizierten sich seit Jahrzehnten mit dem Stahl und dem Werk. Diese Investition ist deshalb ein Meilenstein für unsere Stadt.“